Friedrich Christian Delius, FCD

Buch: Die Minute mit Paul McCartney

Die Minute mit Paul McCartney
Memo-Arien

96 Seiten, gebunden
€ 12,80 (D) / CHF 23,30
ISBN 978-3-88747-204-7
Transit-Verlag Berlin

Rowohlt E-Book
€ 5,49
ISBN 978-3-644-51531-4

rororo taschenbuch Werkausgabe
96 Seiten, € 8,99
ISBN 978-3-499-26973-8

Hörbuch, vom Autor gesprochen, bei Antje Kunstmann
70 Minuten
€ 14,90 (D)
ISBN 978-3-88897-516-5

Due minuti con Paul McCartney
A cura di Susanne Lippert. Übersetzt von Benedetta Artico, Claudia Bellanca, Federico Benedetti, Mariolina D’Acunto, Guilia D’Allotta, Luca Damigella, Valentina Fiorelli, Flavia Guina, Ellen Kleesattel, Valentina Verna.
Editoriale Le Lettere, Firenze, 124 Seiten, € 16,00

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Ein Ball, ein Hund, ein Beatle, zwei junge Männer und sieben junge Mädchen im Londoner Regent’s Park am Tag, als „Getting better“ für das Album „Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band“ aufgenommen wurde.
Eine wundersame Begegnung, immer wieder neu erzählt und anders beleuchtet – ein heiteres Spiel mit wechselnden Perspektiven und schönen Varianten.
Sechsundsechzig Memo-Arien, ein bunter Fächer von Stil- und Tonarten, von literarischen Kompositionen, Satz- und Wortspielen.
Ein Geschenkbuch für intelligente Leute, insbesondere für Beatle-Fans, London-Freaks, Fußball-Freunde, Literaturliebhaberinnen und Sprach- und Deutschlehrer aller Länder.

Rezensionen

Weitere Pressestimmen

Geschenkidee für liberale Katzenfreunde

… Diese Zufallsbegegnung erzählt Delius auf 66 unterschiedliche Weisen quer durch die literarischen Genres, von der Agenturmeldung bis zum Märchen. Man kann auch eine Sonett-Version lesen („Oft gingst du hin, den Lederball zu treten/ sogar in London, in dem Regent`s Park“). Liberale Katzenfreunde können es Hundehaltern schenken mit Hinweis auf die Variation der Szene aus der Sicht der beleidigten Bobtail-Hündin. Katzenfreundinnen der kämpferischen Art verwenden in ihrer Widmung ein Zitat aus dem Dialog S. 17: „Hör endlich auf, es gibt keine harmlosen Geschichten von freilaufenden vierbeinigen Scheißern, Pissern, Bellteufeln, Beißschnauzen!“
Ein Buch mit vielerlei Zielgruppen zwischen Pop, Fußball und Vierbeinern also. Die Beatles-Fans erfahren auf dem Cover sogar, dass McCartney an jenem Tag noch „Getting better“ aufnahm.

(Buchmarkt, Dezember 2005)

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„Es macht wahnsinnigen Spaß, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen … Ein Muss für London-, fußball- und sprachbegeisterte Menschen!“

(RadioBerlinBrandenburg, November 2005)

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Nach den letzten, eher grimmig geratenen Büchern von Friedrich Christian Delius folgt nun eine amüsante Fingerübung, die von einer banalen Meldung aus dem London des 9. März 1967 ausgeht und der zufolge zwei deutsche Studenten vom Hund von Paul McCartney gebissen wurden. Anlass genug für Delius, das Geschehen in 65 „Memo-Arien“ aus 65 Perspektiven in verschiedensten Stilformen darzustellen, vom Sonett über den Rap und ein Verhör bis zur Gegendarstellung am Schluss. Wir kennen das Rezept von Raymond Queneaus „Zazie in der Metro“, aber auch bei Delius kommt ein schöner Cocktail heraus – ideal für eine blaue Stunde mit der neuen CD von Paul McCartney.

(Jens Dirksen, Neue Ruhr Zeitung, 2005)

Im Hinterhof herrscht kreatives Chaos

Die Legende lebt: Ein neues Album von und ein neues Buch über Paul McCartney

Die Plattenindustrie steckt in der Krise, aber ungeachtet dessen fühlen sich manche Altmeister noch immer als unsterbliche Pop-Götter. Die Musikwelt können sie allerdings nicht mehr neu erschaffen, auch wenn sie mal die Urknall-, mal die Chaostheorie bemühen. Jedenfalls kommt es dieser Tage zum Kräftemessen zwischen den Rolling Stones und einem Ex-Beatle – fast wie in den Sixties. Während Jagger & Co ihre neueste Schöpfung großmäulig als „A Bigger Bang“ annoncieren, herrscht im Hinterhof kreatives Chaos: Paul McCartney hat sein neues Solo-Album „Chaos And Creation In The Backyard“ genannt. Überraschend Neues sucht man vergeblich, doch das Ergebnis kann sich hören lassen.
Das ist wohl vor allem ein Verdienst des jungen Produzenten Nigel Godrich, der unter anderem den Sound für Radiohead, Travis oder Beck mitentworfen hat. McCartney (63) wollte ursprünglich den inzwischen 79-jährigen Beatles-Produzenten George Martin gewinnen. Im nachhinein erweist sich der Ersatzmann als Glücksfall: Die 13 neuen Songs klingen vertraut und frisch zugleich, jedenfalls nicht wie der x-te Aufguss alter Ideen. McCartney spielt (wie auf seinem erstem Solo-Album vor 35 Jahren) fast alle Instrumente selbst, neben Gitarre auch Bass, Klavier, Schlagzeug, Flügelhorn und Flöte.
Neben der unverwechselbaren Stimme hat McCartney nach wie vor ein untrügliches Gespür für einfache, aber wirkungsvolle Melodien. Der Sänger serviert wie immer charmant und lässig Lebensweisheiten („Fine Line“) und Liebeslieder („This Never Happend Before“), wechselt zwischen energiegeladenen Rocknummern („Promise to You Girl“) und herzzereißenden Balladen („Too Much Rain“). Auf den guten, alten Paul ist halt immer noch Verlass. Und so langsam setzt sich bei manchen die Erkenntnis durch, dass man ihn als Solokünstler vielleicht doch ziemlich unterschätzt hat. „Chaos And Creation In The Backyard“ jedenfalls zählt zu den gelungensten Werken des junggebliebenen Altmeisters. Wie nicht anders zu erwarten, endet das Ganze nicht im Chaos, sondern in schönster Harmonie.
In diesem Zusammenhang sei Fans das neue Buch von Friedrich Christian Delius empfohlen: „Die Minute mit Paul McCartney“. Der Berliner Schriftsteller bezieht sich auf eine kuriose Zeitungsmeldung aus dem Jahr 1967, die er dann in allen möglichen Perspektiven und Varianten umdichtet. Angeblich hat damals MacCartneys Hund in einem Londoner Park zwei junge Männer gebissen. Die heiteren Memo-Arien enden mit einer unfreiwillig-komischen Gegendarstellung von Paul McCartney.
Die 66 kurzen Texte sind ein literarischer Spaß für McCartney-Fans. Etwaigen Kritikern nimmt er selbstironisch den Wind aus den Segeln: „Wieder einmal scheitert Delius. Auch in seinem neuen Buch kann er sich nicht entscheiden zwischen Roman und Dokument, zwischen lyrischer Kurzform und epischer Breite, zwischen Realismus, Autobiografie und literarischem Spiel.“ Witzig!

(radl., Nürnberger Nachrichten, 13.09.2005)

War da was?

F. C. Delius, Paul McCartney und ein Hund

Es beginnt mit einer kleinen Zeitungsnotiz, die davon berichtet, dass am 9. März 1967 um exakt 16.09 Uhr der Hund von Beatle Paul McCartney im Londoner Regent’s Park zwei deutsche Studenten gebissen habe; es endet schließlich mit Paul McCartneys Gegendarstellung, datiert auf den 11. Mai 2005. Dazwischen liegen 64 kurze und (Kürzest-)Texte von einer halben bis zu zwei Seiten Länge, in denen F. C. Delius diese vermeintliche Begebenheit – unerhört kann man sie wohl nicht nennen, eher zufällig und alltäglich – bis in die feinsten Verästelungen, Aspekte, Perspektiven und Ansichten durchmustert, ausleuchtet, betrachtet. Für wert befindet, sie in ein launiges Spiel der Fantasie mit den Begriffen Wahrheit und Wirklichkeit, Kunst als Schein und Vorschein zu verwandeln. Eine referenzielle Angelegenheit oder auch eine referenzlose Geschichte.
Also lässt er diese Begebenheit nicht nur von sämtlichen Beteiligten, sondern auch noch von Nicht-Beteiligten, zufälligen Beobachtern, schildern und vergisst auch nicht, des Rasens, auf dem sich alles abgespielt hat, sowie des Hundes zu gedenken. Er schreibt die Geschichte mal rückwärts, dann als Anagramm, in Sonettform oder im Konjunktiv, als Bericht eines SDS-Genossen an einen bundesdeutschen Arbeitskreis.
Ja – poetologisch aufschlussreich und amüsant dazu – Delius schickt gleich eine Rezension dem eigenen Textpatchwork hinterher, aus der – da ist sich der Rezensent dieser Zeitung sicher – gewiss auch andere wieder zitieren werden: „Die kleine Form, in kleinen Happen, kleingeistig durchgeführt. Stil statt Stoff. Wieder einmal ist zu bedauern: Dieser Autor kann nicht erzählen oder will nicht erzählen. Noch schlimmer: Er weigert sich beharrlich, so zu schreiben, wie er nach unserer maßgeblichen Meinung schreiben sollte.“
Nicht allein, dass Delius listig Erwartungshaltungen unterläuft, seine Textsammlung ließe sich darüber hinaus noch als wunderbarer Beleg für die Anfangsgründe aller (potenziellen) Literatur lesen und verstehen: nämlich als raffinierte Inszenierung von unzähligen Möglichkeiten sowie als sprach- und textgewordenes Erstaunen darüber, dass längst nichts mehr sicher auf dieser festen wohlgerundeten Erde ist. Im Gegenteil. Deshalb ist dann auch die augenzwinkernd vorgetragene wissenschaftlich-seriöse Erklärung nicht weit: „Die Gedächtnisforschung beweist: Gelesene oder im Film gesehene Details, Träume und Phantasien können nahtlos in das wirklich Erlebte integriert werden. Das Gemeine (oder Schöne) daran ist, dass sie uns auch dann lebendig vor Augen stehen wie selbst erlebt, mit festen synaptischen Verbindungen im Mandelkern (Emotionen) und im primären visuellen Cortex verankert. Nichts kann so falsch sein wie die Erinnerung. Darauf eine Arie!“

(Werner Jung, Neues Deutschland, 12.01.2006)