Friedrich Christian Delius, FCD

Katja Lange-Müller

Laudatio auf Katja Lange-Müller (Stadtschreiberpreis der Stadt Mainz, des ZDF und 3Sat, 7. Februar 2002)

Die mitteleuropäischen Rituale einer Preisverleihung mit langen Reden und ernsten Mienen und gemessenen Gesten, grauen Anzügen und bunten Blumen mögen einige von uns als wohltuende Abwechslung empfinden, andere als lästige Pflicht. Doch diese Rituale, wie routiniert, aufmerksam oder ermüdet wir sie mitmachen, sollten uns nicht vergessen lassen, dass wir hier, aus allerschönstem Anlass, etwas zu feiern haben, was nur selten gefeiert wird: Qualität. Im Mittelpunkt dieses ganz besonderen Festtages steht ein literarisches Werk, und doch, denke ich, sollten wir uns nicht damit begnügen, in einer Schmeichelstunde der Autorin dieses Werks Artigkeiten und Dank zu sagen, was ich hiermit und sowieso artig und dankbar tue.
Denn noch mehr als die Urheberin brauchen wir, braucht das Publikum, nicht nur das in diesem Mainzer Saal, sondern auch das weit über Mainz hinaus, solche Stunden des Lobes und der Freude und der Fixierung auf das, was gut und gelungen ist. Wer weiß denn im allgemeinen Getümmel und Gedrängel noch, was wirklich gut ist und warum. Fast überall, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Medienpolitik, im Kulturbetrieb, herrscht der Geist der Zwietracht und der Abgrenzung. Das Hauen und Stechen über und unter den Tischen zwischen allen möglichen Fraktionen und Parteiungen, zwischen Meinungsmachern und Meinungshaltern bestimmt den Alltag. Und immer seltener scheint der alte Satz zu gelten: Qualität setzt sich durch.
Auch der Kulturbetrieb, jeder hier im Saal weiß das, wird bestimmt von einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb. Verdrängt und an den Rand oder in die Vergessenheit geschoben wird ja nicht immer nur das Schlechte. An der Spitze und unter den Scheinwerfern und im Sendeplan steht nicht immer nur der, die oder das Beste. Das Angebot ist weit größer als die Nachfrage, die Moden und die Quoten vernebeln den Blick, und die Teilnehmer auf dem vornehmsten Schlachtfeld, dem des Literaturbetriebs, genießen zudem die Freiheit, den Launen des feuilletonistischen Meinungsmarktes ausgeliefert zu sein. Aber auch da scheinen die Kriterien verwischt und beliebig, und die allgemeine Verwirrung und Orientierungslosigkeit wird noch dadurch gesteigert, dass sogar die Urteile des Mannes, der als Papst der Branche gilt, von höchster Willkür geprägt scheinen. Aus all diesen Gründen ist es ein Fest- und Erholungs- und Besinnungstag, wenn sich eine Jury schnell einig geworden ist und sagt: Vergesst das Gerangel über das, was „in“ oder sonst im Gespräch ist, vergesst mal die Moden und die Quoten. Hier habt ihr eine unvergleichliche Autorin, hier ist sie mal wieder, unbestritten, die literarische Qualität.
Aber wer ist sie, diese Katja Lange-Müller? Schon öfter hat man sie gerühmt und gepriesen, in Klagenfurt, in Bergen-Enkheim, in Berlin und anderswo, aber warum gehört sie nach Mainz, warum gehört sie ins Fernsehen?
Katja Lange-Müller hat seit 1986 vier schmale Bücher in die „tückische Idylle des Buchmarktes“ (FCD) geworfen, das dickste 139 Seiten, und jedes hat das Lob der Kritiker auf sich gezogen. Zuerst „Wehleid – wie im Leben“, 32 mehr oder minder kurze Texte, Erzählungen, Briefe, Gleichnisse, Träume, Science-fiction, Fabeln usw. Hier werden alle möglichen literarischen Formen durchprobiert, verschiedene Sichtweisen auf die Welt in den Bernstein weniger Zeilen gebannt, hier schreibt bereits eine Könnerin der Sprache, der Wortspiele und der Verknappung.
1988 die Erzählung „Kasper Mauser – Die Feigheit vorm Freund“, ein Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer die Geschichte von den beiden Frauen Anna Nass und Rosa Extra und Jürgen Amica Herrmann genannt Kasper Mauser, die beiderseits und mit der und gegen die Mauer leben und mit Tat und Wort diese Mauer aufs witzigste und traurigste durchlöchern. Das Ost-West-Syndrom, das Spotten und Grübeln über Deutschland und über Grenzen, die abgründige Groteske des DDR-Alltags ist, außer vielleicht bei Adolf Endler, nie so komisch und sprachwitzig beschrieben worden und deshalb heute noch so frisch damals.
Sieben Jahre später „Verfrühte Tierliebe“, zwei kunstvoll auf- und gegeneinander abgestimmte Geschichten über die Nöte der Anpassung und Selbstbehauptung in einem Regime, das die Anpassung verlangt und die übertriebene Anpassung ebenso bestraft wie die Selbstbehauptung. Eine in die Biologie und die Biologielehrer vernarrte Schülerin wird von der Schule verwiesen, weil sie Beine, Köpfe und Rümpfe von Hirsch-, Mai-, Rosen-, Kartoffel- und Nashornkäfern zu neuen Käfern zusammensetzt. Eine zufällig im Kaufhaus schlendernde und zufällig nach Weihnachtskerzen greifende Druckereiarbeiterin wird von einem dubiosen Detektiv eine Nacht lang nackt in eine Toilette eingesperrt, mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, Inhaltsangaben sind sowieso nicht mein Fall und den Büchern von Katja Lange-Müller nicht angemessen.
Nur noch ein Satz zum jüngsten Buch, „Die Letzten“. Die Letzten sind Setzer und Drucker, eine Frau und drei Männer, die in einer privaten Druckerei im finsteren Ost-Berlin der siebziger Jahre arbeiten. Einer schräger und trauriger als der andere, Lebensläufe, die verrückter und darum realistischer nicht auszumalen sind, alle sind am Ende, das Leben eine Sackgasse, Aufstieg ist nirgends, und die Hoffnung stirbt sogar in den Topfpflanzen.
Verzeihen Sie mir, meine Damen und Herren, diese allzu oberflächlichen Hinweise auf sogenannte Inhalte, auf die Stichworte zur angeblichen Handlung der vier Bücher, ich tue so etwas nur notgedrungen, um diejenigen, die sträflicherweise noch kein Buch von Katja Lange-Müller in der Hand gehabt haben sollten, aufs dringlichste zum Lesen ermuntern. Entscheidend für die Qualität eines literarischen Textes, selbst bei einem Fernsehspiel, wem sage ich das, ist jedoch nicht die Handlung, sondern der Spannungsbogen, und der steht und fällt in der Literatur zunächst einmal, ganz einfach, mit den Sätzen, auf dem kurzen oder langen Weg von Punkt zu Punkt. Ich zitiere nur einen:
„Unsere Schule war ein fast quadratischer Bau aus rotgelben Ziegeln, unter dessen Dach früher einmal eine Schokoladenfabrikation gehaust haben soll, was ich manchmal für möglich hielt, wegen des vanilleähnlichen Geruchs, der – schwach, doch penetrant genug in seiner Andersartigkeit – den üblichen Bohnerwachs-Pisse-Gestank durchdrang, wenn es heiß wurde von der Sonne im Sommer oder, schon seltener, im Winter von den gußeisernen Heizkörpern, deren abblätternde braune Rostschutzfarbpartikel ich eine Zeitlang sammelte, wie auch von den specksteinernen Fensterbänken die krepierten Fliegen, die ich, am liebsten während der Mathematikstunden, im Hinterhalt eines wackligen Lehrbücherturms mit Hilfe der Barthaar-Entfernungs-Pinzette meiner Mutter in ihre Bestandteile zerlegte, um sie anschließend häufchenweise, die Körper zu den Körpern, die Köpfe zu den Köpfen, die Beine zu den Beinen, die Flügel zu den Flügeln, auf vier verschiedenfarbig bemalte Zigarillokistchen der Sorte ‚Sprachlos‘ zu verteilen.“Dieser Satz eröffnet das Buch „Verfrühte Tierliebe“, eine furiose sprachmusikalische Ouvertüre, in der kein Wort zu viel ist und keins zu wenig, in der nicht nur ein Handlungsort skizziert, nicht nur das Psychogramm einer Protagonistin entworfen wird und nicht nur die Motive der gerade beginnenden komischen Operette angespielt werden. Hier wird von Wort zu Wort eine Melodie der Anschaulichkeit komponiert. So konzentriert konkret, so sinnlich und bildhaft wird hier erzählt, dass nach einer halben Minute die traurige Komik solch eines Schulalltags sich von selbst und auch bei denen einstellt, die nicht in einer ehemaligen Schokoladenfabrik mathematische Formeln gelernt haben. Und wir müssen nicht alle mit den „Barthaar-Entfernungs-Pinzetten“ unserer Mütter zur Schule gegangen sein, um sofort etwas von dem vernarbten Einsamkeitsgefühl der Frühpubertät zu spüren, das die Autorin mit ihrem bitteren Witz einfängt. Ein Witz, der sich nicht anbiedert, nicht unser Lachen kassieren will, sondern, von Zeile zu Zeile mehr, Neugier weckt: wie geht das weiter? Und dann erst das Tempo! Wie dieser Bogen geschlagen wird von den unscheinbaren Wörtern „Unsere Schule war ein fast quadratischer Bau aus rotgelben Ziegeln …“ über die schönsten sprachlichen Fugen, „die Körper zu den Körpern, die Köpfe zu den Köpfen, die Beine zu den Beinen“ und bis zu der Pointe der „Zigarillokistchen der Sorte ‚Sprachlos‘“, das ist von höchster Kunstfertigkeit.
Katja Lange-Müllers Sprache, und deshalb habe ich hier einmal ganz kurz die analytische Lupe angelegt, wird von einem raffinierten Humor getragen, der in der gegenwärtigen deutschen Literatur ziemlich selten ist. „Sie treibt aus der Sprache,“ schreibt Dagmar Vogel, „ihre destruktiven und spielerischen Anteile hervor und macht daraus eine Gegensprache zur Herrschaftssprache und ein Mittel der ironischen Distanzierung.“
Nichts gegen unsere beliebten Humoristen-Dichter, aber ich möchte behaupten, dass Katja Lange-Müllers Humor, ob er in Richtung Kalauer geht oder nicht, tiefer und weiter trifft, weil bei ihr seit der harten Schule DDR ein politischer, gegen jede Herrschaft und Sprachherrschaft gerichteter Gestus den Witz lenkt. Ein Humor, der sich nie auf Kosten anderer amüsiert, nicht auf Schunkeln und Beifall aus ist, sondern, ganz im Sinn des alten Jean Paul, das „Produkt einer langen Vernunftkultur“ ist.
Auch das sind Gründe dafür, dass Lange-Müller nach Mainz gehört. Zumindest für ein Jahr, dann werden wir sehen, ob ihr feinsinniger menschenfreundlicher Spott, ihr plebejisch-preußischer Sarkasmus und das Mainzer Singen und Lachen kompatibel sind. Machen Sie sich, meine Damen und Herren, auf viele Überraschungen mit Ihrer neuen Stadtschreiberin gefasst.
„Die Folgerichtigkeit,“ schreibt der Kritiker Heinrich Detering, „mit der diese Erzählerin steilste Dramatik und flachste Alltagsbanalität zusammenbringt, ist so frappierend wie die Komik ihrer traurigen Turbulenzen. Das Lachen, das diese Geschichten provozieren, ist zum Glück durchaus nicht von der Art, die einem im Halse steckenbleibt. Da geht es dann, auf hübsch erheiterten Wegen, um furchtbar ernste Dinge, um die Einsamkeit von Männern und Frauen etwa, um die Hilflosigkeit und Fremdheit zwischen den Geschlechtern, um die Pein und die Peinlichkeiten des Körpers. … Selten haben sich in der deutschen Literatur der letzten Jahre Impulsivität und Kalkül, Sinnlichkeit und intellektuelle Raffinesse so anmutig vereint wie hier.“
Diese Anmut ist hart erarbeitet, sie gründet allerdings auch in einer für heutige und zumal westliche Schriftsteller untypischen Biografie. In einem Interview sagte die Autorin:
„Meine literarische Heimat bin ich selber, die unabhängige autonome Republik Katja Lange-Müller. Ich bin mein einziger Einwohner, mein Präsident, meine Nationalflagge.“
In diesem auftrumpfenden Selbstbewusstsein steckt, wir spüren es, die weiseste Bescheidenheit. Wer so viel hinter sich hat wie sie, lässt sich von niemandem vereinnahmen. In der DDR im jahrelangen impulsiven Widerstand gegen die höchsten wie die lächerlichsten Bevormundungen abgehärtet, durch viele Berufe fürs Leben belehrt (Schriftsetzerin, Bildredakteurin, Requisiteurin, Hilfspflegerin in der Psychiatrie, Mitarbeiterin einer Teppichfabrik in Ulan Bator, usw.), mit der Übersiedlung von Ost- nach West-Berlin im Orwellschen Jahr 1984 zu neuen Höhen oder Tiefen des Sprachwitzes getrieben, dieser Katja Lange-Müller, die auch im westlichen Kulturbetrieb ihren plebejischen oder zoologischen Blick behalten hat, kann man heute keine größere Ehre antun als die diplomatische Anerkennung ihrer Republik.
Und nicht nur die diplomatische, d.h. die literarische. Die Anerkennung der unabhängigen autonomen Republik Katja Lange-Müller durch die Stadt Mainz und das ZDF wird in wenigen Minuten durch eine Urkunde besiegelt werden. Aber das reicht nicht, Lange-Müller ist nämlich ein Multitalent, und ich halte es für meine Pflicht als Staatsbürger und Gebührenzahler angesichts der vielen Fernsehgewaltigen, die in den vorderen Reihen sitzen, meine Laudatio noch ein wenig auszuweiten.
Wir wissen alle, wenn wir ehrlich sind, dass es mit dem Fernsehen abwärts geht. Die durchschnittliche Fernsehnutzung sinkt, was vor allem dem Internet zu danken ist, bald sind es nur noch zwei Stunden pro Tag und Zuschauer. Ich gehöre nicht zu denen, die das bedauern. Aber ich bedauere, dass das ZDF den Vorwurf der Marktforschungsidioten offenbar ernst nehmen muss, dass seine Zuschauer im Durchschnitt 58 Jahre alt seien. Und als alter 58er bedaure ich neben der unaufhaltsamen Verödung des Programms das Malträtieren der Sinne. Lag vor 25 Jahren die Schnittfolge noch bei 15 Sekunden pro Einstellung, liegt sie heute unter fünf Sekunden, auch diesen Schwachsinn verdanken wir der Fernbedienung. Und wenn wir bald alle drei oder zwei Sekunden die Augen neu justieren müssen und die Anstrengung vor dem Bildschirm nur noch für die Sinne der Jugendlichen auszuhalten ist, die nur deshalb nicht abschalten, weil sie noch nicht so lange gequält worden sind, dann scheint das Ideal, die totale Implosion erreicht, aber das wird die Fernsehräte auch nicht aus dem Schlaf wecken. Allen gruselt es vor dem Wort „Minderheit“, dabei gibt es außer „Wetten, daß …“ sowieso nur noch Minderheitenprogramme. Mit der Fixierung auf die Quote verkleinert das öffentlich-rechtliche Fernsehen von Tag zu Tag seine Möglichkeiten und schafft sich, ich übertreibe, tendenziell selber ab. Und die Fernsehmacher selbst sind, wohin man schaut, mehr entmutigt von der eigenen Bürokratie, die durch die neue Variante der McKinsey-Bürokratie nur verschlimmbessert ist, als vom Lauf der Welt, das will was heißen im Jahr 2001, 2002! Kurz, die Erosion ist nicht aufzuhalten, es sei denn …
Rettung weiß ich nicht, aber doch Hilfe gegen die gröbsten Niedergänge. Lachen Sie nicht, wenn ich im Hause Gutenbergs Hölderlin zitiere: Was bleibet aber, stiften die Dichter. Mal ganz im Ernst: vor lauter Fixierung auf Quoten, Marktanteile und die Diktatur der Verwaltung droht der Sinn für die Realitäten verloren zu gehen, und zu diesen Realitäten gehören die riesigen Schätze an Phantasie und Kreativität, die u.a. bei den Autorinnen und Autoren auch für das Fernsehen zu heben wären. Was unsere Literatur zu bieten hätte, wird von Ignoranz und Vorurteil dramatisch unterschätzt. Ähnliches gilt für den Film, das Theater, vielleicht auch für die zwei oder vier Philosophen, aber ich bleibe hier bei meiner Laudatio, ich spreche jetzt nur mal von der Preisträgerin.
Was Johannes B. Kerner kann, das kann Katja Lange-Müller schon lange. Und wenn jemand in Deutschland außer Alfred Biolek spitzenmäßig kochen und spitzenmäßig parlieren kann, dann ist das Katja Lange-Müller. Und selbst dem Fernsehspiel, das immer mehr nach einheitlichen Rezepten und vorformulierten Mustern globalisiert verlangweilt wird, könnte Katja Lange-Müller mit ihren drei Büchern zur fröhlichen Auferstehung verhelfen. Dies als Beispiele, ich will die zuständigen Programmherren und die Preisträgerin jetzt nicht mit weiteren Vorschlägen aufschrecken.
Es steht Ihnen frei, meine Damen und Herren, meine Übertreibungen für naiv zu halten. Ich gehe trotzdem noch einen Schritt weiter und spreche, Vorsicht: Dichter, in Metaphern: Ehe Sie mit Leo Kirch verhandeln, meine Herren, verhandeln Sie bitte mit Katja Lange-Müller. Oder hören Sie zumindest auf ihre Anregungen und Empfehlungen. Denn sicher ist nur, dass die Zeit des Medienwachstums vorbei ist und dass das Fernsehen, wenn es bestehen will, in zehn oder fünfundzwanzig Jahren die Innovationskraft der Basiskunst Literatur noch mehr brauchen wird als heute.
Bei dieser Gelegenheit: ich möchte dem scheidenden Intendanten Dr. Dieter Stolte dafür danken, daß er mit seinem beharrlichen Einsatz für diesen Preis sich als wahrer Avantgardist erwiesen hat. Damit hat er, nebenbei, den Zuschauern und 16 Autorinnen und Autoren genutzt, und ich bin sicher, diesen Dank auch im Namen der anderen ehemaligen Preisträger auszusprechen.
Ich habe pro domo geredet, pro Literatur, pro Lange-Müller. Aber ich will nicht verschweigen, dass hier auch eine Sympathie mitspielt, die über das Literarische hinausgeht. Nicht nur ähnliche Vorstellungen von Literatur verbinden Lange-Müller und mich, eine ähnliche Strenge der Kriterien für Witz, Geist und Unterhaltung, der fröhliche Skeptizismus der Berliner und die Verachtung für die Mehrheit der humorlosen Menschen, es verbindet uns auch, ich gestehe es öffentlich, der gleiche Geburtstag, bei vielen Jahren Unterschied. Mit uns feiert der erste deutsche Raumfahrer, Kosmonaut, Astronaut, je nachdem, Siegmund Jähn. Katja bei Fauna und Flora, den Kriechtieren, Insekten, Pilzen und Pflanzen am Boden, Siegmund Jähn im Weltall oben, und ich als Vermittler dazwischen, auf Augenhöhe mit den Subjekten, wie Katja sagt, also mit Ihnen, meine Damen und Herren. Als alter Kulturoptimist konnte ich heute für eine bessere Zukunft nichts Besseres tun als den gestandenen Mainzern die gestandene Berlinerin anzupreisen und den Mainzern auf und unter dem Lerchenberg zur Wahl dieser Preisträgerin und dieser selbst zu diesem Preis von Herzen zu gratulieren.

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