Friedrich Christian Delius, FCD

Essay Verlockungen

Die Verlockungen der Wörter oder Warum ich immer noch kein Zyniker bin

106 Seiten, Transit Verlag, Berlin 1996
12,50 € [D] / 12,90 € [A] / 24,00 sFr
ISBN 978-3-887-47107-1

Nur noch antiquarisch erhältlich (ZVAB)




Ein kluger, klarer Text über die Macht und die Verlockung der Phantasie, über den Reiz der Provokation, über Aufbrüche und Lähmungen von 1960 bis heute, über Zeit- und Qualitätssprünge in der Politik und Literatur seit 1989. Reden gegen den Fatalismus und seine modische Variante, den Zynismus, verbunden mit einem fröhlichen Ausblick auf die Zukunft der Wörter und der Poesie.
Delius beschäftigt sich mit Erfahrungen und Provokationen, die ihn zum Schreiben gebracht haben, zur Kunst, mit Worten eine andere Wirklichkeit zu erfinden, die sich an der eigenen Erfahrung und der seiner Leser reibt. Indem er über die formale Entwicklung seines Schreibens nachdenkt und dabei über sich eher exemplarisch spricht, entsteht fast nebenher eine Geschichte (und auch Literaturgeschichte) der letzten dreißig Jahre – vom Ende der Adenauerzeit bis zum Höhepunkt der Kohlzeit, eine Zeit also, in der politisch und literarisch immense Veränderungen stattgefunden haben.
Dies Buch erzählt von den Verlockungen der Wörter, vom Reiz der Provokation, von der kritischen Macht der Phantasie. Es wendet sich gegen simple Klassifizierungen (etwa: “politische” und “unpolitische” Literatur) und gegen die modischen Zyniker, die einleuchtend als die heimlichen Brüder verbiesterter Ideologien vorgeführt werden. Es geht um den einschneidenden Wandel seit 1989 (“Warum ich ein Einheitsgewinnler bin”), um neue Erfahrungsräume und neue literarische Qualitäten. Und schließlich – gegen jeden Trend – pfeift er auf den zeitgeistigen Untergangschor und stimmt ein fröhliches Lied auf die Zukunft der Wörter, des Lesens und der Poesie an.

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Pressestimmen:

Dummheit in Gefahr

F.C. Delius: “Die Verlockungen der Wörter” …

Es wäre sehr “angenehm”, ein Zyniker zu sein, so lauten die Gedanken des Schriftstellers Friedrich Christian Delius in seinem neuen Werk “Die Verlockungen der Wörter oder Warum ich noch kein Zyniker bin”. Als Zyniker dürfte man sich nämlich erlauben “durch beißenden Spott zu verletzen und dabei in bewußter Absicht die Gefühle anderer oder gesellschaftliche Konventionen mißzuachten.
Das Buch besteht auf vier prägnanten Essays, basierend auf vier Vorträgen des Autors. Der flotte Blick von Delius schweift von der Literatur bis zur Politik, von der Sprache bis zur Informatik. Über alles erhebt sich die Kunst – in dem spezifischen Fall die Literatur – denn, nach einem Zitat von Goethe, “man weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst”. Delius’ feine Betrachtungen fokussieren vom ersten Essay an die Macht und den Reiz der Wörter: Diese enthalten nämlich, nach seiner Analyse, das Potential der Wünsche, der Wahrheit, des Einflusses, des Widerspieles zwischen Ordnung und Zweifel, was alles in der Literatur wiederzufinden ist.
Im zweiten und dritten Essay beschäftigt sich der Schriftsteller mit der Problematik der Wörter in Verbindung mit der Politik. Er beobachtet die Aufbrüche und Lähmungen von den sechziger Jahren bis heute mit einer besonderen Aufmerksamkeit auf die Ereignisse von 1989, auf die Entwicklungen des Zeitgeistes und auf die Rolle der Literaturkritik. Die letzten Seiten konzentrieren sich auf die aktuelle Kulturrevolution: Ihre Träger sind die technischen Bilder und ihr Resultat die allesfressende Informationsgesellschaft der Computer.
Eine Einladung an uns alle, mehr als die anderen über das Leben wissen zu wollen, eine Hymne an die Befreiung des Geistes durch die Bücher. Aber Vorsicht! Denn “Lesen gefährdet Ihre Dummheit” …

(Cristina Darchini, Südkurier, 31.05.1996)

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